Mottotag: Sonne, Strand und Meer

In der Schule passieren manchmal so viele Dinge, dass ich gar nicht dazu komme alles aufzuschreiben. In den Ferien passiert nicht allzu viel – oder solches, das es nicht in den Blog schaffen sollte. Statt trübsinnigem Schlecht-Wetter-Gerede bekommt ihr nun also die verschiedenen Mottotage der Abiturienten geschildert. Das ist eh amüsanter.
Und wundert euch nicht, dass es der dritten Tag ist, auf diesen hatte ich einfach am meisten Lust. 😉

Sonne, Strand und Meer 
…viel mehr

 

Da habe ich mich wirklich dazu entschlossen, und kann es am Morgen selbst nicht fassen, als ich die Schule betrete. Doch nach den letzten zwei Tagen bin ich irgendwie eingestimmt. Ich habe eine Rentergruppe unterrichtet und musste meinen Unterricht unterbrechen, da eine Horde zugekiffter Hippies durch den Raum tanzte und mir Peace & Love wünschte.

Heute ist das Thema Sonne, Strand und Meer, und die Schüler haben sich trotz des Regens auf eine heiße Beachparty eingestimmt. Sie sitzen da in Bikinis und Wickeltüchern, die Jungs in Hawaiihemden, oberkörperfrei und in Schwimmhosen. Sie haben die Ballermannhits der letzten vierzig Jahre dabei, Schwimmwesten und –flügelchen, Wasserbälle, Gummitiere, Rettungsbojen… Das ganze Programm.

Meine Stunde in der Dreizehnten hat schon begonnen und noch stehe ich vor der Tür. Mach ich es oder mach ich es nicht? Mutig zu seiner Idee stehen oder lieber doch noch kneifen? Eigentlich ist es lustig. Aber wenn die anderen das erfahren….

Und dann mache ich es. Ich knöpfe meine Bluse auf, unter der ich einen Bikini trage, knote sie zusammen, dass man nichts sieht und das Bikinioberteil nur ein wenig herausguckt, und betrete so die Klasse.
Einen Moment lang sagen die Dreizehner nichts.

„Guten Morgen ihr Lieben.“

Dann bricht es über mich herein.
„Sie sind der Oberhammer.“ findet Louis.
„Und es passt sogar farblich.“ fällt Tabea auf.
„Die hat ihren Titel absolut verdient.“ sagt Ann-Kristin und ich bekomme Angst vor der Abizeitung dieses Jahrganges.

 Ich kann gar nicht anders als zu grinsen, so begeistert sind sie davon, dass ich mitmache, und es dauert einige Zeit, bis ich sie so leise habe, dass sie mich wieder hören können.
Wir machen dann nicht so richtig Unterricht, eigentlich ist das Thema auch durch, selbst bei mir. Die Schüler finden es natürlich klasse, und als Hannes und Jennifer damit beginnen alkoholfreie Drinks auszugeben, ist die Stimmung absolut gelöst.

Die Jugendlichen können die Songs alle auswendig, auch wenn ich weder bei „Komm hol das Lasso raus“ noch „Dreh den Propeller“ mitsingen will.

Obwohl es draußen in Strömen regnet, ist hier drinnen das Mallorcafieber ausgebrochen. Die fünfundvierzig Minuten vergehen wie im Flug, und irgendwann verabschiede ich mich dann, nehme meine Tasche, die unberührt neben dem Pult gestanden hatte, und möchte gehen.

Da ruft mich, als ich schon halb aus der Tür draußen bin, Svenja zurück, ihre Mädels kichern.
„Frau Falke, warten Sie mal.“
Ich drehe mich zu ihr um und lächle. „Ja bitte?“
„Vielleicht…“ sagt sie grinsend und deutet auf ihr Dekolleté.
Als ich verstehe, was sie meint, werde ich ein ganz kleines bisschen rot und öffne den Knoten, dann knöpfe ich meine Bluse wieder ordentlich zu.

„Okay, kann ich so denn gehen?“ frage ich und die Schüler sagen einstimmig Ja.
Erst im Lehrerzimmer werde ich dann darauf angesprochen, dass ich noch ein Cocktailschirmchen im Haar habe. Aber das ließ ich dann einfach mal unkommentiert.

Es grüßt ganz lieb
Frau Falke

P.S.: Lustig war es aber schon. Doch pst! 😉

Über Frau Falke

Eine Junglehrerin bloggt über ihren Schulalltag in Klassenräumen und Lehrerzimmern, die Eskapaden der Schülerschaft und die Erlebnisse mit dem einen oder anderen Kollegen.
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18 Antworten zu Mottotag: Sonne, Strand und Meer

  1. Evanesca Feuerblut schreibt:

    Sowas wie Mottotage (also mehrere) hatten wir gar nicht, sondern nur einen Abistreichtag, der unter einem Motto stand. Bei uns war das Thema „Piraten“ 🙂

    • Frau Falke schreibt:

      Stelle ich mir auch amüsant vor. 🙂

      • Evanesca Feuerblut schreibt:

        War es :). Und vor allem nach den 4-5-Stunden Prüfung einfach bitter nötig zur Auflockerung der Gemüter.

        • Frau Falke schreibt:

          Umso besser, wenn es diese Möglichkeit gibt. :]

          • krizzydings schreibt:

            aaaaaaaalso wir hatten: MOTTOTAGE,jeden Mittwoch= ab/nach den schriftlichen Prüfungen bis zu den osterferien Punks, Rentner, St. Pauli,Hippies, Assis, Pyjama, Kinderhelden, Transgender +
            Am Tag als wir ob unserer Abizulassung benachrichtigt wurden „1. Schultag“ (Ich hatte noch meine Original Schultüte &das gut gemeinte Geburtstagsgeschenk meiner damals noch recht jungen Tante=Pferdepuli(…nun das Motiv passte zu einer 8 Jährigen, die Ärmellänge auch. Es war aber eine Übergröße-also Rumpf für ein seeeeehr dickes Kind oder einen Erwachsenen mit Größe M & seehr kurzen Armen und Pferde vorlieben…somit war es PERFEKT für den etwa 10 Jahre später stattfindenden Mottottag)

            ABISTREICH, der bei uns leider keiner war,sondern eine mäßige musikparty mit lehrern die auf tischen tanzen mussten…und gegrillt haben wir auch..Kleidung war unser Schul T-shirt auf dem mir dann unseren ABIMOTTOSpruch aufgedruckt haben…leider mit einem Grammatikfehler …ABIBUCH hatte die Maße eines Lexikons, aber was solls wir waren der personenstärkste Jahrgang- & keiner ist durchgefallen

            • Frau Falke schreibt:

              Ein paar der Mottos klingen ja sehr spannend, mich hätte Kinderhelden und Transgender ja interessiert.
              Die Sache mit dem Pferdepullover finde ich gut, so ist alles irgendwann irgendwie nochmal gut. 😉
              Der Abistreich war dieses Jahr in einem perfekten Rahmen – sogar Jochender hat sich nachträglich bei den Abiturienten bedankt, und das will ja schon was heißen…

  2. Nele Abels schreibt:

    Ja. Sehr cooler Artikel. Danke. Mhm. Ich geh dann heute nachmittag mal in die Versetzungskonferenzen und freue mich auf die nächste Woche.

    Grmpf.

  3. Nicole schreibt:

    :)) Wie cool!
    Sie sind bestimmt die beste/coolste/beliebteste Lehrerin!

    • Frau Falke schreibt:

      Das ist lieb gemeint, würde ich aber nicht über mich sagen, nein. Es gibt viele Kollegen, die da locker mithalten können, glaube mir. 😉

      • Nicole schreibt:

        Ich bin gespannt, was dann am Ende damit gemeint war! Ich hoffe wir erfahren das dann später 🙂 Oder ist die Abizeitung inzwischen schon fertig?

        • Frau Falke schreibt:

          Die ist schon fertig. Aber ob ich das wirklich hier stehen haben will? Schlimm genug, dass die Schüler- und Elternschaft das jetzt alles über mich weiß. 😉

          • Nicole schreibt:

            🙂 Also ich wäre ja seeehr neugierig 😉 Sie können es mir ja auch bei Twitter in einer Privatnachricht schicke, ich verrate auch nichts 🙂

            • Frau Falke schreibt:

              Erinnert mich an meine Schüler:
              „Das schreibt ihr jetzt aber nicht auf, oder?“
              „Nein, Frau Falke.“
              „Nicht, dass das im Abibuch landet.“
              „Bestimmt nicht.“
              „Ehrlich?“
              „Versprochen.“

              Haha. 😉

  4. Nadine schreibt:

    Cool! Ich glaub, das gab nochmal Pluspunkte!

  5. Pingback: Zu welchen Typ Lehrer Frau Falke gehört und warum sie das nicht selbst bestimmen kann | sovielzumthemaschule

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