Sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist

Sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist
Und alles Gute steht hier still.
Und dass das Wort, das du mir heute gibst, 
Morgen noch genauso gilt.

-Silbermond

Es ist stickig, schon als ich am Bahnhof ankomme, die Luft klebt und ich kann kaum atmen. Die paar Regentropfen können nichts daran ändern, sie verhalten sich wie auf einem heißen Stein, kaum gefallen sind sie gegangen.
Ich beschließe direkt zu ihm zu fahren, zu Nicolas Clemens, meinem Kollegen, mit dem mich ein neckischer  Flirt verband, bis er mir mich auf den Boden der Tatsachen holte, indem er mir offenbarte mehr über mich wissen, als ich jemals preisgeben wollte. Wahrscheinlich zieht es mich genau deswegen auch schon jetzt zu ihm, beladen mit meiner Reisetasche, fertig vom vergangenen Wochenende. Weil ich einfach weiß, dass mich der Mut verlassen wird, wenn ich es jetzt nicht durchhalte.

Auf die spiegelnde Teichoberfläche in seinem Garten fallen rosa Blütenblätter, ich genieße die idyllische Ruhe, wir sitzen draußen in der Sonne, es ist warm, wärmer noch, als ich geglaubt habe. Es ist angenehm all dies zu spüren und dazu den Duft des frisch aufgebrühten Kaffees wahrzunehmen.
„Hast du Angst vor der Schule?“ erkundigt er sich unvermittelt bei mir, ich kenne das von meinen Schülern, es ist eine Methode, die wir anwenden, den Überraschungseffekt, von dem wir glauben, er würde in bestimmten Situationen nutzen.
Irritiert blicke ich ihn an, wie er vor mir sitzt. Wie könnte ich Angst haben vor etwas, das mich derart erfüllt, vor einer Sache, die ein Teil von mir geworden ist, meinem Beruf?
„Nein.“ antworte ich ihm mit unzureichender Bestimmung und er beobachtet mich weiter, ohne zu beurteilen, was ich geäußert habe. Es ist, als würde er warten, und wie ich ihn kenne weiß er nur zu genau, was dieses etwas, das er sich von mir erhofft, ist.

„Manchmal vielleicht.“ lenke ich ein, was dafür sorgt, dass er sich von mir abwendet und den Kaffee verteilt, die warme Tasse in meinen Händen tut trotz der fast sommerlichen Hitze gut. Ich blicke erst sie an, dann ihn, denke darüber nach, was ich gemeint habe.
„Vielleicht dann, wenn ich Dinge erlebe, die Grund genug wären diesen Beruf zu hassen. Erlebnisse von Freunden. Erlebnisse von mir.“
Er ist weiterhin still und trinkt nur einen Schluck, seine Augen bleiben weiterhin auf mir liegen. Ich sage irgendwas, weil ich dieses Stummsein nicht ertrage, und merke, wie bedeutungsleer meine Worte sind. Bedeutung, das schwerste aller Wörter. Nur der Tod kann es übertrumpfen, denn dieser ist unendlich in seiner Grausamkeit.

„Keine der Geschichten hat mich davon abgehalten meinen Traum zu leben.“ rechtfertige ich mich vor ihm, aber er schüttelt nur kaum merklich den Kopf.
„Nenn es nicht so, wir wissen beide, dass es nicht nur schöne Seiten hat. Es ist unser Beruf, und ich bewundere dich dafür, wie begeistert du diesem nachgehst, mit wie viel Liebe und Zuwendung du deine Tage bestreitest. Doch nenne es nicht Traum, denn jeder Traum erfüllt sich durch sein Erreichen, und das Unterrichten fängt dort gerade erst an.“

Wir bleiben lange bei dieser Thematik stecken, ich komme nicht fort von meinem Wortgebrauch, meiner Sicht auf die Dinge. So viel Schreckliches habe ich schon erlebt, ich hatte geglaubt es würde reichen um realitätsnah zu sein. Doch offensichtlich rede ich mir viel zu viel schön, mehr noch, als ich gedacht hätte.

„Was ist es, was dich abhält?“ fragt er viel später mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Zügen. Seine Stimme hat wieder diese Färbung in sich, die mich berührt und verwirrt und gleichsam guttut und schmerzt. „Welche Geschichten machen es dir schwer, dich jeden Morgen erneut in die Schule zu begeben?“

„Natascha, eine Freundin von mir. Der Tag, an dem sie mich anrief, in Tränen aufgelöst. Kaum verständlich waren ihre Worte.  Das ging einfach nicht.“ Ich blicke in den Garten heraus, weil ich ihn nicht ansehen kann. „Das ist eine bittere Erfahrung, überfallen zu werden von deinen Schülern. Wegen nichts und wieder nichts, als würden diese versetzungsrelevanten Klausuren rechtfertigen, dass sie seitdem Angst hat. Und dann ihr Kollegium, als sie in die Schule zurückkam, unter Schock stehend, das ihr nur sagte, man wisse immer, wer es war. Das Kollegium, das meinte, es würde sich nicht lohnen eine Anzeige bei der Polizei zu machen. Anzeige gegen Unbekannt bringt nichts, hat es noch nie.“
Meine Stimme ist bitter geworden, ich schüttele den Kopf. „Noch nie. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit in unserem Beruf, als hätten wir dies mitgewählt, als wir uns für das Lehramt entschieden.“
Er legt die Stirn in leichte Falten, stützt sein Kinn auf seiner Hand ab. Warum er nichts sagt, kann ich mir nicht erklären, vielleicht will er nur, dass ich weiterrede. Mir ist es auch egal, ich bin zu wütend, zu aufgebracht um das nun zu beachten.
„Ich habe so lange auf sie eingeredet, aber sie hat nicht auf mich gehört. Sie hat einfach getan, als wäre nichts geschehen, und ist am Montag in die Schule gegangen. Die ersten Stunden, klar, kein Problem. Dann aber jene Klasse, und sie stand vor der Tür und realisierte es erst, begriff, dass die Schüler, welche ihr so etwas Schlimmes angetan haben, nun dort in dem Klassenraum sitzen, vollkommen straffrei. Begreifst du das? Sie ist daraufhin gegangen, ohne ein Wort zu sagen, hat die Schule verlassen und ist erst ein halbes Jahr später wieder zurückgekehrt. Sie hat es zur Anzeige gebracht, ja, und sie hat sich in Behandlung gegeben um das alles zu verarbeiten. Aber kann es das sein? Hat man das verdient, nur weil man unterrichtet? Ist das die Schule, an die wir glauben?“

„Du bist unglaublich.“ meint er zu mir, ohne mich aus seinem Blick zu entlassen, und fast wirkt es, als wolle er die Hand ausstrecken und mich berühren, doch er macht es nicht. Er schüttelt nur den Kopf und verzieht den Mund in schmerzvoller Geste. Mir wird es schon beinah wieder zu viel, das alles.
„Wie kannst du das nur machen? Die ganze Zeit beteuerst du, alles sei gut, und dann erzählst du mir nebenbei so etwas? Ganz ehrlich, das hält doch kein Mensch aus. Wann war das? Wie kannst du das so lange mit dir herumtragen?“
„Es ist schon lange her, Nicolas.“ beschwichtige ich ihn, schnell habe ich mich wieder gefasst, auch wenn er einfühlsam klingt, ich mag es nicht diese Schwäche zu zeigen. Nicht, weil er mir wehtun würde, aber weil ich gelernt habe lieber sicher zu gehen.
„Du scheinst den Blick für dich vollkommen verloren zu haben.“ erklärt er mir sanft und nimmt meine Hand, hält sie fest. „Dafür, dass du die Sache so abwehrst, scheint sie dir sehr nah zu gehen. Das, die Sache mit Sandras Tod, Megan, die so viel von dir erwartet, dein Freund, der nicht einmal einen blassen Schimmer von dem hat, was dich beschäftigt…“

„Der Kollege, der von heute auf morgen fortgegangen ist, Burnout, weg aus unserer Mitte. Die Sache mit dem beschissenen Stalking, dass eine Lehrkraft sich das herausnimmt, wie die Kollegen reagiert haben. Das Verhalten des Direktors. Die Schülervertretung zu informieren und die Lehrerschaft im Unklaren zu lassen. Das Stillschweigen, Gegangen-Werden. Reden wir nicht drüber, ist es nie geschehen. Der Brand. Die Fachschaft, die den Schülern nicht geglaubt hat. Wir, die nicht zugehört haben. Immer wieder nicht, als würden wir es niemals lernen.“ Ich blicke ihn an, schnaube verächtlich, Selbstschutz ist es, nicht mehr. Er bringt mich durcheinander, sein Fordern, sein Bitten, seine Stimme und Berührung.
„Nicolas, was erwartest du von mir? Hätte ich jedes Mal einknicken müssen, jedes Mal in Tränen ausbrechen, wenn etwas geschieht? Ich kann mich nicht kaputt machen lassen von all dem, das von mir aus Schrecklich ist, ja, ist es, es ist schlimm. Aber es ist auch Alltag. Wenn ich bei jedem Vorfall eine Woche krankmache, muss ich gar nicht mehr zur Schule kommen.“

Lange sieht er mich an, mein Kaffee ist längst leer, der seine auch, die Vögel zwitschern in die Stille, es wirkt komisch auf mich, das alles. Das Wetter passt nicht zu meiner Stimmung, der freie Tag nicht zu meinem Gemüt. Zu friedlich ist das alles, ein krasser Gegensatz zu meinen aufgewühlten Gefühlen.
Dann, als ich glaube etwas sagen zu müssen, um diese Situation zu durchbrechen, drückt er kurz meine Hand und sieht mich traurig an. „Es geht nicht darum, dass du daran zugrunde gehen sollst. Aber es ist auch kein Weg das alles einfach so zu übergehen, als hätte es nie stattgefunden.“
Er lässt mich nicht los. „Wenn dir etwas weh tut, dann darfst du dazu stehen. Wenn dir etwas Angst macht, ist das völlig legitim. All diese Dinge, die du mir nur heute erzählt hast, und ich bin sicher du hast noch einige im Petto- als diese Dinge dürfen, müssen etwas in dir bewegt haben.“
Seine Hand hält die meine fest, er reagiert nicht auf die Tränen, wofür ich dankbar bin. Ich komme mir komisch vor, weil er mir solches sagt, weil ich so nah am Wasser gebaut bin, weil ich das Gefühl habe alles um mich herum würde zerbrechen.

„Alltag ist das alles keines Wegs. Aber gerade deshalb musst du anfangen darüber zu sprechen. Nur so kannst du es verarbeiten, nur so findest du einen Weg mit all dem umzugehen, ohne dich selbst zu verlieren.“

 

Natürlich war das Gespräch an dieser Stelle noch nicht vorbei, doch ehrlich gesagt hat es mir zugesetzt, und so werde ich mir herausnehmen euch Stück für Stück zu berichten.
Seht es mir nach, ihr merkt ja selbst, wie heftig es war.

Eure Frau Falke

Über Frau Falke

Eine Junglehrerin bloggt über ihren Schulalltag in Klassenräumen und Lehrerzimmern, die Eskapaden der Schülerschaft und die Erlebnisse mit dem einen oder anderen Kollegen.
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41 Antworten zu Sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist

  1. Nele Abels schreibt:

    Ich wüsste jetzt gar nicht, wie ich das kommentieren könnte – auch wenn ich es mit großem Interesse und Anteilname lese!

  2. Nadine schreibt:

    Ich bin froh, dass Nicolas auf Dich aufpasst.

  3. theomix schreibt:

    Oh ja, das ging in die Tiefe. Gut, wenn es so etwas gibt.

  4. gotsassaufeinemast schreibt:

    Ich hoffe, nach diesem Gespräch geht es Ihnen etwas besser, Frau Falke. Reden hilft ja manchmal.

    • Frau Falke schreibt:

      Ich fühle mich nicht wirklich besser. Erleichtert zwar auf der einen Seite, aber auch noch viel mehr verunsichert auf der anderen. Ich hoffe es war kein Fehler und dass sich all die lieben Wünsche erfüllen.

  5. lottamachtkrach schreibt:

    Es ist doch gut, dass da ein Freund ist, der dir zuhört und dir Denkanstöße gibt.
    So wie ich dich durch das Lesen deines Blogs kennen gelernt habe, bist du stark genug, um seine Denkanstöße zu nutzen, selbst wenn er sich irgendwann ausklinken sollte.

    Ich muss zugeben, ich war in den letzten Wochen ziemlich besorgt, weil du immer von neuen Hiobsbotschaften an deiner Schule geschrieben hast, immer neuen Kollegen derer du dich angenommen hast. Und dann dein Zusammenbruch.
    Da tut es wirklich gut zu lesen, dass sich jetzt mal jemand dir annimmt und du eben nicht alleine auf weiter Flur stehst.

    • Frau Falke schreibt:

      Ehrlich gesagt war ich nicht besorgt- selbst der Zusammenbruch wäre für mich nicht der Rede wert gewesen, hätte ich in dem Moment nicht Angst gehabt. Lese ich aber Artikel, die länger zurückliegen, muss ich zugeben, dass es sich schon sehr böse anhört, das alles. Merkwürdig, wie da die Selbstwahrnehmung immer neue Ausflüchte findet um nicht anerkennen zu müssen, was ist.
      Die Hiobsbotschaften haben mich irgendwann nicht mehr gewundert, wahrscheinlich hat das aber auch mit eigenen Erfahrungen zu tun. Sich Kollegen anzunehmen, das habe ich schon festgestellt, war eben leichter. Leichter als sich um mich zu kümmern. :/
      Nicolas ist nun da, ich hoffe, das sich diese Woche das Ganze ein wenig klärt und ich dann geregelt daran arbeiten kann, dass mein Beruf das bleibt, was er für mich ich trotz allem noch immer ist: Einer der schönsten der Welt.

  6. Nicole schreibt:

    Hmpf, ich suche schon seit einigen Einträgen die „richtigen“ Worte, aber ich finde sie nicht. Ich kenne Sie ja nicht mal, aber trotzdem berührt es mich sehr. Passen sie bitte auf sich auf oder besser gesagt, lassen sie es zu, dass man auf sie aufpasst!

    • Frau Falke schreibt:

      Es ist auch nicht gerade einfach, das ganze Thema, das merke ich zum einen daran, dass immer mehr zu Tage kommt, zum anderen, dass selbst meine Freunde nur Facetten des Ganzen kennen. Aber ich versuche es schon zuzulassen. Zuzulassen, dass Nicolas da ist.

  7. Effi schreibt:

    Hallo Frau Falke,
    ich lese erst seit kurzem mit, aber Ihre Texte triefen vor Traurigkeit und … so einer Verzweiflung. Ich hoffe sehr, dass es Ihnen geholfen hat und vielleicht auch in Zukunft helfen kann, mit den ganzen Situationen umzugehen (wobei mir noch gar nicht so richtig klar ist, worum es alles geht, da ich erst zu kurz mitlese).
    Alles Gute!

    • Frau Falke schreibt:

      Danke für diese Wünsche. Ich denke einen Großteil dessen, was los ist, wird in den früheren Artikeln des Blogs ersichtlich. Wobei- auch nicht alles, immerhin steckt ein Mensch hinter dem Ganzen. Dennoch hoffe ich, nicht alle Texte sind derart traurig, vor allem die vor Sandras Unfall nicht.

  8. apanat schreibt:

    Deine Darstellung ist so gut szenisch durchgearbeitet, dass ich dir wünsche, dass du dein Talent nicht immer nur zum Ausgleich nutzen wirst.
    Es wird dich nicht wundern, dass ich deinen Blog schon weiter empfohlen habe.

    • Frau Falke schreibt:

      Ich bedanke mich für die Weiterempfehlung, über die ich mich natürlich gefreut habe. Aus einem anderen Grund schreibe ich nebenher schon, aber bislang habe ich diesbezüglich kein Glück gehabt.

  9. Pingback: Eigentlich schreibe ich hier nicht über Schule … « Apanat – Notizen zur Meinungsbildung

  10. Inch schreibt:

    Ja, was soll ich sagen. Es ist gut, Freunde zu haben. Noch besser ist es, Freundschaft dort zu finden, wo man sie vielleicht nicht erwartet

    • Frau Falke schreibt:

      Und wahrscheinlich ist es das Beste, dass er es schafft von der Schule Ahnung zu haben, ohne zu meinen engsten Freunden zu gehören. Es ist schon ein großes Glück ihn zu haben, das merke ich immer mehr.

  11. Meine Bewunderung dafür, dass du das hier so niederschreibst. Wenn ich in meinem Blog über Situationen schreibe, kommen die Erinnerungen und Emotionen meist noch einmal mit voller Wucht wieder. Ich weiß natürlich nicht, ob es dir auch so geht, aber auch so, bewundere ich dich dafür. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen!
    Lieben Gruß vom Monsterchen

    • Frau Falke schreibt:

      Mir geht es ebenso wie dir, wenn ich schreibe, kommt alles hoch, was geschehen ist. Aber es hilft mir auch zu verarbeiten, zu gewichten, darüber nachzudenken, was ich eigentlich mache. Und ich finde, dass es vor allem eines tut: Es befreit.
      Vielen Dank für deine Worten, ich hoffe, es hilft.

  12. mathefee schreibt:

    Das Gespräch selber kann ich nicht kommentieren, denn da kommen Dinge zur Sprache, die fern meiner Vorstellungskraft sind.
    Ich hoffe, es hat Ihnen geholfen, dass so einiges mal raus konnte und nach dem Aufgewühltsein kommt eine befreiende Erleichterung.

    • Frau Falke schreibt:

      Vor allem hatte mein Kollege danach die Kraft mich aus der Wut und dem Aufgelöst-Sein zu holen. Er hat Pläne, Ideen, und je nachdem, wie ich das ab Mittwoch geregelt kriege, vielleicht einen Ausweg. Das wäre schön. 🙂

  13. hauptschulblue1 schreibt:

    Sie sollten auch eine große, lange Pause machen. Und andere Schulen anschauen. Und den Freund.

    • Frau Falke schreibt:

      Wenn ich mir ansehe, was meine Freundinnen und Freunde erzählen, sind andere Schulen nicht gerade besser… Aber ja, wahrscheinlich. Für mich persönlich wäre eine andere Schule eine Chance um neu anzufangen.
      Wie das mit meinem Freund aussieht, will ich im Moment ehrlich gesagt nicht wissen. Das steht auf einem ganz anderen Blatt.

  14. mccab99 schreibt:

    Es muss Energie übrig bleiben für die Schutzschildgeneratoren. Solche Gespräche reißen da derbe Lücken hinein, so gut und wichtig sie sind. Die Kunst für mich ist es, sie abschalten zu können, wenn das notwendig ist, damit sie nicht energiezehrend überwunden werden müssen. Ganz gemein ist es, wenn sie sich verselbstständigen und dem Antriebssystem ständig Energie entziehen. Schule ist da ein wunderbares Umfeld für Alarmbereitschaft auf der einen und ständigen Energieabfluss auf der anderen Seite. Ich kann dir als glücklich-ehemaliger Personalrat sagen, dass dein Erleben „normal“ für Schule ist. Wo kommt deine Energie her? Und wie kannst du diese Quellen stabilisieren? Für mich und mein erfolgreiches Schwimmen sind diese Fragen immer sehr, sehr wichtig gewesen und geblieben.

    • Frau Falke schreibt:

      Ich sehe ein, dass du Recht hast, aber ich finde es für mich persönlich sehr schwierig diese Schutzschilde abzuschalten. Die Zeit, in der ich ohne sie ausgekommen bin, in der Kindheit, sind lange her, und bislang war es für mich immer ein Überwinden dieser, das mir ein agieren ohne sie möglich machte. Wahrscheinlich war es nicht einmal so viel Kraft, die ich dafür brauchte, bei manchen Freunden ging es schnell. Aber ich habe das Überwinden immer als Teil des Ganzen gesehen.
      Dass es normal ist, denke ich auch, zwar gibt es immer mal wieder Extreme, aber alles in allem berichten meine Freunde aus dem Umfeld ähnlich. Woher ich die Energie nehmen soll, weiß ich nicht, vielleicht fange ich wieder mit Chor an, oder einfach… Irgendwas. Die Idee mit dem Tanzen steht momentan nämlich eher weiter hinten. Und vor allem sollte dieser Ausgleich nicht schulisch sein.

  15. Benni schreibt:

    Ich komme jetzt hoffentlich auch dazu hier ein Kommentar zu schreiben, ohne das es mir WordPress wieder löscht. Vieles von dem was sie (oder du?) hier schreiben erinnert mich sehr an eine Zeit die ich einmal durchstehen musste und vor allem erkenne ich in der Art wie sie über etwas schreiben und jetzt etwas verspätet das selber wahrnehmen mich selber wieder.
    Ich freue mich sehr für sie, dass sie scheinbar mit ihrem Kollegen jemanden gefunden haben der ihnen ein wenig unter die Arme greifen und Optionen aufzeigen kann, ob sie diese nutzen liegt dann ja wieder völlig bei ihnen.
    Ich weiß, dass das alles nicht wirklich leicht und einfach ist und es wird immer wieder Momente geben wo man in alte Verhaltensmuster zurück fällt, aber ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie einen Weg für sich finden und sich vor allem den Spaß an ihrem Beruf erhalten können.

    • Frau Falke schreibt:

      Ich bin froh, dass WordPress offensichtlich einmal gnädig war und das Kommentar stehen ließ. Das wäre dann wohl auch die perfekte Gelegenheit um das Du anzubieten, nicht? 😉
      Dass du dich darin wiedererkennst, sowohl in den frühen als auch in den späten Artikeln, zeigt wohl eine gewisse Wandlung in meiner Sicht auf die Dinge. Ich hoffe, dass mir die Hilfe Nicolas wirklich so viel bringt, dass ich Lösungsansätze auch durchhalten kann.
      Wäre es mit einem Mal getan, wäre die Welt in vielem viel einfacher. Aber ich hoffe einfach mich so weit stabilisieren zu können, dass es wieder geht und ich genug Kraft habe mich zu korrigieren, sollte ich in alte Muster zurückfallen. Mein Beruf wird mir immer Spaß machen, daran glaube ich. Solange es gute Momente gibt, ist alles nicht endlich.

      • Benni schreibt:

        Danke, dann nehme ich gerne das Du 😉 Ja die Wandlung ist in dem was du hier schreibst zu erkennen. Vor allem das du mit Nicolas darüber redest, einem der scheinbar, zumindest wenn ich das hier richtig raus gelesen habe, nicht zu deinem engeren Freundeskreis gehört, wird dir denke ich helfen.
        So bekommst du eine andere Sichtweise auf dich. Eine frische Sichtweise, die noch nicht durch eine längere Freundschaft geprägt ist.
        Es sind kleine Schritte, was einen (mich auf jeden Fall) gerne mal zum fluchen und mit sich selber hardern bringen, aber das Ziel am Ende, dass es einem besser geht, motiviert ziemlich gut.

  16. rueckenpatientin schreibt:

    „Schwäche zeigen“ heißt nicht, dass man schwach ist!
    Weißt du, wie lange ich gebraucht habe, um das zu verstehen und zu akzeptieren?
    Wann nimmst du deine Maske endlich ab? Du merkst doch, dass sie schon zerbröckelt, oder nicht?
    Wir sind uns in vielen Dingen sehr, sehr ähnlich. Auch ich habe lange gebraucht,bis ich vor bestimmsten Menschen meine Maske abnehmen konnte. Auch ich habe mich elend und schwach gefühlt.
    Wenn man erstmal den Anfang geschafft hat, der ja bekanntlich immer am schwersten ist, dann fällt der Rest wesentlich leichter. Du hast die Chance, dich zu öffnen, ohne dass du von alleine damit anfangen musst. Nutze diese Chance!

    • Frau Falke schreibt:

      Du hast zuvor meine Beziehung zu meinem Freund kommentiert. Wie erzähle ich jemandem von meinen tiefsten Gedanken, den die weniger schwerwiegenden schon kaum interessieren? Meine Freunde müssen gerade selbst ihr Leben auf die Reihe bekommen, bei dem, was gerade los ist und auch los war, und zu den anderen Kollegen ist mein Verhältnis nicht derart gut, dass ich das könnte.
      Meine Gespräche mit Nicolas sind ein Anfang. Wir haben ein bisschen was in die Wege geleitet, das vielleicht hilft. Aber eine Maske ist es nicht, denn ich habe nicht das Gefühl mich als jemand auszugeben, der ich nicht bin. Ich bin ich, auch wenn ich nicht alles erkenne, was ich unbewusst schon weiß.

  17. rueckenpatientin schreibt:

    Das meine ich mit „Maske“ auch nicht. Ich meinte damit, dass man ruhig auch mal „schwach sein“ darf. Man muss nicht immer stark sein. Man darf sich auch mal fallen lassen, wenn einem danach ist. Man muss nicht immer versuchen, stark zu sein, obwohl einem anders zumute ist.
    Und gerade die Freunde, denen es ähnlich geht, sollten dafür Verständnis haben.
    Ich finde es zwar toll, dass du so rücksichtsvoll bist, aber man kann nicht nur rücksichtsvoll sein.
    Nicolas hat dich direkt angesprochen. So, wie du über ihn schreibst, meint er es soch absolut ehrlich mit dir. Da brauchst du dir dann keine Gedanken darüber machen, wenn du mal einen Moment lang“schwach“ bist. Schließlich gibt es nicht nur die Menschen um dich herum, sondern auch DICH!
    Die „Maske“ bezog ich einfach nur auf das „Strak- bzw. Schwachsein“. Dass du dich nicht verstellst, ist mir klar und das hätte ich auch nicht von dir gedacht.
    Dass ihr was in die Wege geleitet habt, finde ich klasse! Ich hoffe sehr, dass es dir hilft!

  18. Pingback: Zu welchen Typ Lehrer Frau Falke gehört und warum sie das nicht selbst bestimmen kann | sovielzumthemaschule

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